Carsten Schloter – CEO Swisscom
Leadership und Kulturwandel im Unternehmen
Carsten Schloter über Unternehmenskultur, Werte & Incentivierung, Prozesse, Verbesserungen & Innovation, Wertschätzung, Diversität und Corporate Governance.
Steiniger Weg – Kulturwandel im Unternehmen
Wir gehen heute durch eine Komplexitätskrise. Wir können die Komplexität nicht mehr bewältigen. Veränderungen in unserem Umfeld kommen immer schneller, das Nadelöhr ist der Mensch, nicht die Technik oder andere Aspekte.
Wie gelingt es, aus dem enormen menschlichen Energiepotential einen grösseren Teil mitzunehmen? Jeder Mensch hat eine grosse Kraft, Kreativität, Energie. Wieviel von diesem Potential nutzt man als Leader von Mitarbeitern?
Unternehmenskultur
Jedes Unternehmen ist institutionellen Zielkonflikten ausgesetzt, z.B. Ziele vs. Kosten, Sicherheit vs. Kosten, etc.
Wie gross ist bei Swisscom das Verständnis der institutionellen Zielkonflikte? Im Topmanagement gab es sehr heterogene Vorstellungen. Dies führt in der Organisation zu Verkrampfung und Angst: Kommt der Kunde kurz vor Ende der Garantie in ein Geschäft und alle Mitarbeiter würden das Handy diskussionslos auswechseln, so wäre das eine starke Organisation. Da aber die Kosten intern auch diskutiert werden, verkrampfen sich die Mitarbeiter.
Einmal im Monat werden im Management bei Swisscom die institutionellen Zielkonflikte diskutiert. Dies führt auch bei den Mitarbeitern zu höherer Motivation und besseren Entscheiden.
Werte & Incentivierung
Es gibt keine guten Mechanismen, sondern nur mehr oder weniger schlechte.
Inzwischen gibt es bei Swisscom keine Incentivierung mehr basierend auf individueller Belohnung, sondern auf qualitativen Zielen wie die Kundenzufriedenheit. Denn eindimensionale Ziele wirken einem optimalen Zusammenspiel entgegen.
Mitarbeiter nehmen eine langfristigere Perspektive ein, wenn sie auf Kundenzufriedenheit fokussieren.
Der Basislohn entlöhnt die individuelle Leistung. Die variable Komponente kommt über kollektive Ziele, die auch stärker auf langfristige Erfolge fokussieren.
Prozesse und Verbesserungen, Innovation
Jedes Unternehmen muss sich ständig neu erfinden. Dies ist nur möglich, wenn sich alle Mitarbeiter relevant einbringen. Toyota oder IDEO sind Paradebeispiele für erfolgreiche Methoden.
Es geht aber nicht nur um Prozesse, sondern um Menschen und ihre Werte. Der Prozess wurde bei Toyota in dreissig Jahren gereift. Diese können nicht von heute auf morgen auf eine neue Organisation angewandt werden. Jede Organisation braucht eine ihrem Reifegrad angepasste Methodik, ein Rezept ab Stange funktioniert nicht.
Wertschätzung
Ein Kunde erfährt nur die Wertschätzung, die Mitarbeiter von ihrem Vorgesetzten erhalten.
Man kann nicht immer nur positive Dinge im Unternehmen tun. Konsistenz im Management ist wichtig, um auch mal negative Massnahmen durchziehen zu können.
Wie lebt man Werte den Mitarbeitern vor, wie erfahren die Mitarbeiter die volle Wertschätzung des Managements?
Diversität
Wie maximiert man die freilegbare Energie?
Diversität ist unbequem: Im Swisscom Management spricht man Englisch unter Managern aus vier Nationen. Diversität bringt aber auch neue Anschauungen und Perspektiven ins Unternehmen.
Low oder high performance wird bei Swisscom gezielt positiv thematisiert: Was läuft im Management und in der Organisation falsch, dass vormalige High-Performer plötzlich ihre Energie nicht mehr freisetzen können? Muss man auf private Aspekte Rücksicht nehmen? Teilt er das Wertesystem nicht? Wie kann man die Situation wieder verbessern?
Corporate Governance
Die Frage des Misstrauens ist heute zentral. Dabei wäre Vertrauen in die Menschen vital. Verwaltungsrat und Management müssen eine vertrauensbasierte Kultur aufbauen und leben, um das menschliche Potential im Unternehmen maximal nutzen zu können.
Das Zusammenspiel über alle Dimensionen führt zur Lust an der Performance.
Vortrag vom 5. November 2009 am Swiss Leadership Forum.